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Über Noël Coward...

Über Noël Coward...

Noel Coward wurde 1899 in Teddington, Middlesex, England, geboren. Bereits 1911 begann er seine professionelle Karriere als Schauspieler. Nur acht Jahre später schrieb er sein erstes Theaterstück, und es sollte bis zu seinem Tod im Jahre 1973 die unfassbare Menge von allein 60 publizierten Stücken, nicht berücksichtigt die nachgelassenen, über 300 veröffentlichte Lieder, viele Drehbücher - fast alle seiner Bühnenerfolge wurden auch verfilmt - Kurzgeschichtensammlungen, Romane und eine Autobiographie werden. In der Zwischenkriegszeit war Noel Coward beinahe täglich präsent, sei es, daß er eines seiner Stücke produzierte, selbst spielte oder im Radio mit seinen Liedern zu hören war.

Die lebendig gewordene Figur dieser Filme und Theaterstücke hieß Noel Coward. T.E. Lawrence meinte einmal, Coward sei ein hastiges Genie. Er schrieb seine Werke mit sicherer Hand für die Pointen des Augenblicks. Und so sind auch seine Werke: rasche, gewaltige Erfolge.

Er war ein Dramatiker, der immer wieder herangezogen wurde und wird als ein Repräsentant für schlechtes, überholtes, fades und verbrauchtes Theater, der aber, gleichzeitig starken Einfluss auf jüngere Autoren wie Orton oder Pinter ausübte: weil er knapp und vergleichsweise ökonomisch schrieb; weil er im Gegensatz zu seinen Vorgängern keine fein ziselierten und sorgfältig instrumentierten Epigramme brauchte, um das Theater zum toben zu bringen, sondern bei ihm schon ein trockener Einwurf wie "Very flat, Norfolk?" genügte; weil er die Eigenschaften von Sprache, den Kommunikationsakt neu bewertete. Der Text gibt bei Coward nur eine schwache Andeutung von dem, was tatsächlich zwischen den Figuren auf der Bühne passiert. Ihr Leben geht außerhalb oder unterhalb des Textes weiter. Und Sprache dient kaum mehr der Verständigung als dem Vortäuschen, dem Spiel, dem Überbrücken von Pausen oder der Selbstpositionierung in einer subtilen Hierarchie. Ein wirklicher Neuerer war Coward nie, und er wollte es auch nicht sein: denn er war immer ein Autor, der das Publikum umwarb, nicht die Kritiker - obschon er sich auch hier insgeheim nach Anerkennung sehnte, Bestätigung suchte in den Feuilletons, dass er mehr als ein Jux war. Die literarische Moderne interessierte ihn nicht, Joyce, Beckett, diese Strömungen nahm er nicht, oder nur oberflächlich, oder mit Ablehnung wahr. Formale Experimente versuchte er wenige, und meist mit geringem Erfolg. Er war ein populärer Autor, der auf die Genre-Konventionen, die Blaupausen und Strickmuster des populären Theaters vertraute.

Er war der Dramatiker der desillusionierten und orientierungslosen und wohlstandverwahrlosten jungen Leute der 20er und 30er Jahre. Seine Figuren verschließen sich vor der äußeren Welt, kapseln sich ab in teuren Hotelzimmern oder geräumigen Appartements, folgen dort einem luxuriösen Lebensstil und vermeiden jede ernsthafte Beschäftigung mit irgendeinem Gegenstand, kreisen erschöpft und berauscht zugleich immer wieder eitel und hilflos um sich selbst, ohne Überzeugungen, vertrauen auf die Wirkung ihres Charmes und ihrer Attraktivität; und pfeifen auf die Konventionen und Normen der Elterngeneration. Und konnte er diese Lebenswelt nicht deshalb so gut einfangen, weil er Teil von ihr war, weil er sie mit all ihren Widersprüchen bis ins Detail verstand?

Die Komödie "Akt mit Geige" (Nude with Violin) wurde am 7. 11. 1956 uraufgeführt und erschien ein Jahr später im Druck. Der Autor selbst führte Regie und spielte die Hauptrolle.

Zu populär ist die Aversion gegen moderne Kunst, als dass sich das Boulevardtheater solch gängiges Motiv entgehen ließe, wobei Cowards Scharlatan-Posse geschickt mit frivolem Liebesreigen mischt. "Akt mit Geige" ist angeblich das letzte Werk, das Paul Sorodin, der abstrakte Maler von Weltruf, hinterlassen hat, doch muss die erbfreudige Familie erfahren, dass sie und die Welt getäuscht worden sind. Um die gut geölte Kunstmaschinerie, die aus Bilderfabrikanten, Kritikern, Ausstellungsexperten, Wissenschaftlern und einem fassungslosen Publikum besteht, nicht in ihrem lukrativen Ablauf zu stören, zahlt Sorodins Kunsthändler Jacob Friedland verbissen Schweigegelder. Nichts ahnend darf sich die Welt weiter an der modernen Kunst und ihrem berühmtesten Meister erfreuen.