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Der doten tantz

Der doten tantz

von Aloys Johannes Lippl

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Aus eyner alten schrift in eilf geschehnissen und eynem fürspruch

Diß ist eyn gar schröcklich spil auf die bühn gestellt durch etlich geschickt spilleut aus Feldkirchen

Anno Domini MMII

Der 11.September 2001 hat uns allen unverblümt vor Augen geführt, wie plötzlich, wie unerwartet der Tod jeden von uns einholen könnte. Aber seien wir ehrlich: Was der Tod ist, das beschäftigt uns vielleicht nur in Augenblicken und sicher nicht einmal in unseren überlegtesten, bewusstesten. Die Stunde des Todes ist dem Menschen bestimmt, er kennt sie aber nicht. Der Tod findet ihn überall, wo der Mensch sich auch hinwendet. Und wir sollten dafür bereit sein.

Sind wir das heute? Lassen uns die Ansprüche, die täglichen, stündlichen, einer ganz in den Verkettungen der Technik gefangenen, in Zeitnot zerrissenen Industriegesellschaft überhaupt noch nachdenken darüber? Ist der Tod für uns so etwas wie ein Betriebsunfall, den man tunlichst verschweigt, weil er beim besten Willen nicht in die Umrisse unserer - freilich da und dort fragwürdig gewordenen - technologischen Perfektion hineinpasst? Haben wir ihn deshalb in die Krankenhäuser und in die Krematorien verbannt, als das "Ableben" , als ein namenloses, unverstandenes, längst unpersönlich gewordenes Etwas? Oder beginnen wir selbst den Tod zu überlisten, als Moderatoren Tausender von Laboratorien, als Kontrolleure ganzer Industriebranchen, die nichts anderem als der Überwindung des Todes gewidmet sind, oder wenigstens: seiner Verzögerung, seiner sacht aber mit vielen Einfällen betriebenen Verdunkelung? Der berühmte, als einziger im Druck hervorgehobene Satz in Thomas Manns "Zauberberg" lautet:

"Der Mensch soll um der Güte und Liebe willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken."